Hollywood und Informatik

Ich hab vor ein paar Tagen den Film Stirb Langsam 4.0 gesehen. Dass dieser nicht viel mit der Realität zu tun hat, ist klar und auch nicht anders zu erwarten. Eine Stelle fand ich – als Informatiker – dann doch höchst amüsant. Ich war mir zuerst nicht sicher, aber ein Rückspulen hat meinen Verdacht bestätigt.

Wir sind in der Szene in der Bruce Willis mit seinem Nerd bei dem fetten Superhacker, der als einziger noch Strom hat während die Welt im Dunkeln ist, ist. Dieser Superhacker hackt sich nun in das Rechenzentrum ein, das von den bösen Superhackern schon gehackt wurde. Wie das bei Hackern so üblich ist, installieren die natürlich als erstes ein IDS, weil es ja so oft vorkommt, dass wenn die gesamte Infrastruktur zusammenbricht andere sich auch in das Rechenzentrum einhacken. Nun die bösen Superhacker bekommen sofort mit, dass sie gehackt werden und man sieht im Film ganz kurz die IP-Adresse des “guten” Superhackers. Und irgendwie denke ich mir: da stimmt doch was nicht an der Adresse. Und richtig:
Stirb langsam
Auflösung für die nicht Informatiker. Nein die IP Adresse ist prinzipiell korrekt. Sie besteht aus vier Blöcken getrennt durch “.” und keine der Zahlen ist größer als 255.
Das amüsante ist: das ist eine private IP-Adresse. Nach RFC 1981 ist der Bereich 10.0.0.0 – 10.255.255.255 reserviert für private Netzwerke. Eine solche Adresse ist im Internet nicht verfügbar. Ich zitiere: “Routers in networks not using private address space, especially those of Internet service providers, are expected to be configured to reject (filter out) routing information about private networks.” Also die Adresse war ungültig und nicht erreichbar.
Der zweite amüsante Punkt ist die Namensauflösung. Selbst wenn es keine private Adresse wäre, bekommt man noch lange nicht den Namen heraus. Man kann durchaus die IP in was aussprechbares umwandeln. Meine IP ist gerade etwa 91.7.20.*** . Dies lässt sich auflösen zu p5b0714**.dip0.t-ipconnect.de. Kein Name! Unter der Annahme, dass der Superhacker keine dynamische sondern eine statische IP-Adresse hat und darauf eine echte Domain, ließe sich unter Umständen mit Hilfe von whois der tatsächliche Besitzer ermitteln. Dies ist aber doch alles etwas umständlich, also unwahrscheinlich.

3 Replies to “Hollywood und Informatik”

  1. Wow, das Detail ist mir nicht aufgefallen. (Ich konnte aber auch nicht zurückspulen, weil ich im Kino saß.)

    Allerdings ist der Film ja, wie Du auch sagst, insgesamt ziemlich unrealistisch, aber immerhin unterhaltsam.

  2. Das IP-Detail ist mir damals auch aufgefallen. Kommt in letzter Zeit immer häufiger vor – ich nehme mal an, dass es sich um so was wie 555er-Nummern handelt, damit nicht auf einmal 10.000.000 Leute Martins Server in die Knie zwingen weil sie die IP in Stirb Langsam 5 gesehen haben 😉

    Ich fands eigentlich bei LFODH gar nicht sooo schlimm. Da wo es unrealistisch war, diente es eigentlich immer der “Handlung” und war nicht einfach nur plumper Unfug.

    Außerdem: Wenn die pösen Terroristen sogar die Rechner vom FBI übernehmen können… also ich finds net so unrealistisch, dass das FBI immer den Namen zur IP im Online-Zugriff hat.

  3. Ja ich denke mal auch, dass die nicht wollen, dass da eine echte IP steht, weil sich sonst jemand beschweren könnte, jedoch:
    – gibt es noch nicht vergebene Adressen
    – gibt es nicht benutzte Adressblöcke
    – hat auch das Studium eigene Adressblöcke, die man verwenden könnte
    – man hätte IPv6 Adressen verwenden können
    – könnte man auf so ein kleines Detail verzichten um zumindest hier korrekt zu sein
    – …

Comments are closed.