Bye, bye KDE 4?

Wer die OpenSource Medien gestern oder heute verfolgt hat, dürfte ja schon mitbekommen haben, dass Nokia Qt 5 für nächstes Jahr angekündigt hat. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf KDE. Um die Neuerungen von Qt 5 verwenden zu können, müssen wir gegen die neue Version linken, wodurch unsere KDE Platform eine binär inkompatible Änderung erhält. Die Folge davon ist recht logisch: KDE Plattform 5.

Für mich ist die Ankündigung von Qt 5 und dem daraus zwangsläufig folgendem KDE Plattform 5 keine Neuigkeit, besonders mit einem KDE 5 rechne ich eigentlich seit der Planung des “Plattform 11” Sprint für die zukünftige Entwicklung der KDE Plattform. Dass nun Qt 5 kommt, ist da sehr passend. Sehr erfreulich ist auch das nun offenere Entwicklungsmodell von Qt sowie einem Qt Contributors Summit direkt nach Plattform 11. Auch bei Plasma haben wir bereits mit den Planungen begonnen mit libplasma2 und im Compositor und Window Manager planen und überarbeiten wir auch unsere APIs. Hier ist natürlich ein sich ankündigender ABI Bruch eine schöne Sache, da man besser planen kann und nicht den Bruch in der Laufzeit der KDE Plattform 4 bringen wird.
Ich persönlich freue mich auf diese neue Entwicklung, da ich bei der Entwicklung zu KDE 4 noch nicht dabei war und das eine sehr interessante Aufgabe ist. Das Designen einer guten API betrachte ich als große Kunst und eine der schönsten Disziplinen der Informatik. Daher freue ich mich darauf die Dekorations-API den modernen Anforderungen anzupassen.
Nun habe ich die ganze Zeit sehr bewusst von der “KDE Plattform” gesprochen. Die KDE-libs werden ihre Versionsnummer erhöhen, für Anwendungen und die Plasma Workspaces steht das aber noch nicht fest. Nach aktuellem (noch nicht wirklich existierendem) Planungsstand soll Qt 5 hauptsächlich neu kompilieren sein und natürlich wäre das auch für die KDE-Libs eine sehr schöne Lösung. Anwendungen und Plasma werden also einfach weiter funktionieren. Wir sind sehr zufrieden mit unserem aktuellen Stand und sehen keinen Bedarf erneut den Desktop zu brechen. Sehr schön hat auch Aaron diese Gedanken zusammengefasst. Ob das ganze dann KDE 5 heißt, weiterhin KDE 4 heißt oder einen ganz anderen Namen bekommt, ist aktuell noch völlig offen und noch nicht entschieden oder diskutiert.
Für mich ist es bei der Entwicklung – gerade auch in Hinblick auf Wayland – oberste Priorität den Desktop nicht zu brechen. Auch wenn es sich zeitlich anbieten würde mit KDE 5 auf Wayland zu setzen, werde ich solche Pläne nicht verfolgen. X11 wird für uns zumindest in nächster Zeit weiterhin eine wichtige Plattform sein.
P.S.: alle Kommentare wie fürchterlich KDE 4.0 war und dass sich sowas nie wieder wiederholen darf, werden konsequent moderiert. Das wissen wir selbst gut genug.

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22 Replies to “Bye, bye KDE 4?”

  1. Also ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie weit die Änderungen in Qt gehen werden. Nichts genaues weiß man ja noch nicht. Anscheinend wird QML eine sehr große Rolle spielen. In wie weit möchte KDE darauf setzen? Und braucht QML mehr Ressourcen?

    1. In wie weit möchte KDE darauf setzen?

      libplasma2 wird darauf setzen, jedoch ist ein Fallback für Hardware, die OpenGL nicht unterstützt geplant.

      Und braucht QML mehr Ressourcen?

      Kann ich keine qualifizierte Aussage zu machen. Es sieht so aus, als ob es OpenGL (ES) 2 benötigt, womit höhere Hardwareanforderungen erforderlich wären, aber auch gleichzeitig weniger CPU gebraucht wird.

      1. Hört sich alles in allem doch recht gut an. Sollange ein Intel-Onboard-Grafik-Chip QML betreiben kann…

        1. Also mein Notebook hat nur ne Intel-Grafik und ich verwende Wobbly Windows, Present Windows, Blur und alles ohne Ruckeln, ohne Probleme. Läuft sogar besser, als auf meinem großen Rechner mit 1-GB-nVidia-Grafik. Also ich habe da keine großen Befürchtungen^^

    2. OpenGL ES wird vorausgesetzt für Qt Quick.

      Ansonsten dürften sich die Anforderungen recht leicht erfüllen lassen – immerhin wurde Qt Quick im Hinblick auf Verwendung in Smartphones entwickelt.

  2. Hi Martin,

    wenn ich dich recht versteh, möchstest du nicht all zu bald auf Wayland umsteigen.

    Gilt das auch, nachdem Ubuntu “spätestens” in 12.04 Wayland einsetzen soll? Wäre das nicht im Zusammenhang mit Qt 5, das ebenfalls Wayland forcieren wird, eine geschickte Möglichkeit für einen Umstieg?

    Meine Fragen sind natürlich rein informell und keinesfalls als verdeckte Anschuldigung oder dergleichen gedacht! Ich bin mir sicher, dass du weißt, was du tust 🙂

    Gruß
    FriedChicken

    1. wenn ich dich recht versteh, möchstest du nicht all zu bald auf Wayland umsteigen.

      Auf dem Desktop nicht. Auf Mobile, ja. Mehr zu den Plänen auf dem Desktop Summit.

      Gilt das auch, nachdem Ubuntu “spätestens” in 12.04 Wayland einsetzen soll?

      Ich habe dafür noch keine Primärquelle entdeckt, sondern nur golem – bei Phoronix ist davon nicht die Rede. Die Annahme dass Ubuntu 12.04 Wayland einsetzt, ist lächerlich. Sollten sie das vorhaben, dann brauchen wir mit der Arbeit gar nicht erst anzufangen, denn dann ist sie verbrannt.

      Wäre das nicht im Zusammenhang mit Qt 5, das ebenfalls Wayland forcieren wird, eine geschickte Möglichkeit für einen Umstieg?

      Ich halte eine komplette Portierung bis Januar 2013 (KDE 4.10/KDE 5.0?) nicht für realistisch, vor allem wenn Entwicklerresourcen für Qt5/KDE5 Portierung benötigt werden.

  3. Eine Frage: Wie viele QT Entwickler sind mehr oder weniger von Nokia abhängig – und somit vom Wohl und Wollen eines bekannten Vertreibers von Spielkonsolen, Tastaturen Mäusen und Software aus dem Nordwesten der USA? Läuft QT bald nur noch im Win… äääh Fenster?

    Wieso sollte sich MS in Sachen QT anders verhalten als z.B. Oracle in Sachen OOo? Also besser einen QT4 Fork?

    Ich weis es selber nicht, drücke aber allen KDE Entwicklern und Usern die Daumen.

    Jo (XFCE und Debian Nutzer)

    P.S. Es ist ein Gerücht, dass Thinkpadtastaturen unkaputtbar sind. Die neue ist hoffentlich bald da….

    1. Also QuickTime (QT) wird meines Wissens nach von Apple und nicht von Nokia entwickelt. Falls du Sorgen um Qt hast, empfehle ich mal einfach ein bißchen zu recherchieren.

      1. Klar meinte ich Qt, und nicht QT. QT hatte ich gar nicht “auf dem Schirm”.

        Und meine Sorgen sind nach der empfohlenen Recherche um Qt etwas geringer….

        Jo

  4. Ich bin, nach einiger Abstinenz, mit der Version 4.6.3 von GNOME zurück zu KDE gewechselt und bis jetzt sehr zufrieden.

    Hoffentlich wird ein mögliches 5er-KDE nicht wieder ein ganz so “harter Schnitt”.

  5. Ich find die Aussichten großartig. Freue mich vor allem auf die verbesserte Integration von QML und kanns garnicht abwarten welche großartigen Oberflächen damit entstehen werden, vor allem lassen sich viel schneller neue Frontends für bestehenden Code anfertigen.
    Ich find es auch super, dass es dir, Martin, so wichtig ist eine herausragende API zu kreieren. Dadurch verstärkt sich mein Gefühl, dass du genau der richtige Mann für die, unglaublich wichtige, Arbeit an Plasma.

  6. > und dem daraus zwangsläufig folgendem (sic!) KDE Plattform 5

    Wahrscheinlich dumme, aber ernstgemeinte Frage: Wieso eigentlich? Wär’s für das KDE-Projekt nicht ökonomischer (Arbeitsaufwand, Stabilität), auch einfach mal eine Qt-Version zu “überspringen”, zumindest generell, wenn es zufällig gerade nicht so passend wäre?

    1. wir könnten dann nicht Qt 5 nutzen (und das wollen wir!) und würden gleichzeitig jeder Anwendung, die KDE libs verwendet, verbieten die neue Qt Version zu verwenden – und das auf Jahre!

  7. Hallo Martin,

    ich will an dieser Stelle mal die Möglichkeit nutzen, und mich als (sehr) zufriedener KDE-User für deine Arbeit an KDE bedanken! Ebenso auch für deine sehr Interessanten Artikel. Dankeschön 🙂

  8. Ich hatte von Plänen gelesen, den KWin-code zu großen Teilen umzustrukturieren und zu modularisieren, um eine Wayland-Portierung einfacher zu machen. Werden solche Pläne noch verfolgt?

  9. Meine Angst ist ja, dass das genauso so ein Käse wird, wie Gnome 3 und Unity im Bezug auf 3D-Voraussetzung. Gnome 3 und Unity fordern ja beide 3D-Beschleunigung. Und das auf einem System, wo die Grafiktreiber immer noch das größte Manko und größte Hürde darstellen.
    Aber, so wie ich KDE kenne, gibt es für ALLES und JEDEN ein Fallback, sodass sich an der bisherigen Einsetzbarkeit nichts ändern wird.
    Oder werden ein paar Fallback-Mechanismen, gerade für Hardware ohne Compositing oder ohne 3D wegfallen?

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